DIE KERNFORSCHER

Working Women Kapitel 8: Auf in den Kampf, Mutter naht… 11. März 2014

Es ist die reinste Hölle hier. Eine Hölle in weiß!“ Der Taxifahrer versuchte über den Innenspiegel den Blick von Franka zu erhaschen, um zu sehen, ob sie seinem Wortwitz zu folgen bereit war. Doch Franka war mit ihren Smartphones beschäftigt. Sie hatte sicherheitshalber neben dem Verlags-Handy ihr eigenes mitgenommen, um notfalls auf zwei Leitungen erreichbar zu sein. Immerhin hatte sie gleich mehrere Schwierigkeiten auf einmal zu lösen. Einerseits musste sie dringend ihren Vater erreichen, um zu hören, dass er ihre Tochter Anabel pünktlich von der Kita abholte – trotz des Schnees. Dann musste sie für Manfred März und andere Verlagsmitarbeiter erreichbar bleiben, James womöglich zwischendurch sprechen und Leslie Mingfei Schneider. Denn diese war schließlich die Einzige, die die drei Delegierten aus China verstehen konnte. Außerdem kannte nur sie die genaue Adresse des Hotels, in das die Herren Cheng, Ni und Zhang gleich nach ihrer Ankunft verfrachtet werden mussten. Alles das, so war ihr klar, war nur mit mindestens zwei Handys machbar. Und nun hatte keins von beiden Empfang…

12:14 Uhr

Die Hölle. Ja…“, sagte Franka abwesend, ohne vom Firmen-Smartphone hochzusehen und versuchte durch Schütteln des Gerätes ein Netz zu bekommen – was natürlich nicht gelang. Lag es am Wetter? Oder waren sie nur mal kurz in einem Funkloch? Gleich würde es vielleicht besser gehen. Gleich…? So wie sich das Taxi voranbewegte, konnte aus dem Gleich eine Ewigkeit werden. Immerhin mussten sie einmal durch ganz Hamburg, von Altona, süd-westlich in der Stadt, bis hinauf nach Fuhlsbüttel, in den hohen Norden, wo der Flughafen lag. Und als hätte er ihre Gedanken gehört, griff der Taxifahrer sie auf: „Bis zum Flughafen wird das wohl noch‘n büschen dauern“, bemerkte er trocken. „Wenn es so weiter schneit, sind die Straßen nicht mehr befahrbar und Sie sehen ja…: vor uns sind lauter Fahrzeuge. Da vorne der PKW, der liefert womöglich was an… wir sind nicht mal auf der Hauptstraße.“ Wieder schaute er in den Spiegel. Doch vergebens. Franka war schon wieder in ihr Smartphone vertieft.

„Aber Sie müssen es ja wissen. Das Taxameter läuft…“ Franka schaute hoch: „Was soll ich denn machen? Ich muss nun mal dringend zum Flughafen!“ Ihre Stimme klang so eisig wie der Wind draußen. Sie hatte diesen Tag bis auf die Minute durchgeplant. Doch dann kam der Schnee. „Ich würde Ihnen ja empfehlen, die S-Bahn zu nehmen… wenn klar wäre, ob die fährt. Wenn es in Hamburg so doll schneit, kann es schon mal Probleme geben.“ Franka lockerte ihren Jackenkragen, der viel zu fest saß und sah auf die Uhr: 12:21 Uhr. Die Zeit flog dahin, doch um sie herum verlief alles wie in Zeitlupe. „Sehen Sie! Ihr Vordermann ist weiter gefahren. Wir können!“ Der Fahrer, ein älterer Herr mit Prinz-Heinrich-Mütze, weißem Schal und einer roten, leicht geschwollenen Nase, seufzte: „Ja, ja, men Deern. Ich mach ja schon. Alter Mann ist doch kein D-Zug…“.

Der Wagen setzte sich in Bewegung. Doch nach wenigen Metern stand er schon wieder. Jemand trat an die Beifahrertür und klopfte. Und obwohl der Fahrer ihn mit einer Handbewegung zu verscheuchen versuchte und ihm signalisierte, dass sein Gefährt besetzt sei, wurde die Tür geöffnet. „Hallo. Entschuldigung. Können Sie mir ein Taxi rufen?“ „Nein, das kann ich nicht.“ „Und warum nicht?“ „Weil alle Taxis fest stecken und kaum vom Fleck kommen.“ Er versuchte die Tür wieder heranzuziehen und zu schließen, doch der Mann draußen, vollkommen weiß von Schnee, hielt sie noch eine Sekunde fest: „Arschloch. Hauptsache Ihr sitzt im Warmen.“ Dann warf er die Tür mit voller Wucht zu. Als wäre das der Startschuss gewesen, ging es endlich wieder voran. Und das Handy bekam ein Netz. Wow! Ein schwaches zwar. Aber es war ein Netz. Franka wählte die Nummer ihres Vaters.

12:26 Uhr

Am anderen Ende der Leitung knisterte es. „Papa? Äh, Jim?“ Jemand hustete und räusperte sich dann. „Jim?“ „Nicht … schreien … Deern. Wir sind hier nicht … Fußballplatz!“ „Tschuldigung…“. „… mein Kind, was ist?“ Seine Stimme klang etwas rauchig und… verschlafen! „Jim, was ist mit Anabel? Du weißt, dass Du sie um 13 Uhr abholen wolltest. Schaffst Du das…? Hallo? Hallo?“ Rauschen. „Hast Du etwa geschlafen?“ Franka merkte, wie eine leichte Panikwelle sie erfasste. Sie zitterte – und zwar nicht vor Kälte. „Ich? Nein, wie kommst D … U …? Wie … gelaufen, … Dein… Treffen?“ „Aber Jim, das ist doch erst nachher. Und wir hatten abgesprochen, dass Du sie von der Kita holst und dann erst mal zu Dir mit nimmst. Um 13 Uhr!“ Der Taxifahrer hörte dem Gespräch aufmerksam zu und nickte die ganze Zeit, ohne es selbst zu merken.

Endlich bogen sie auf die Hauptstraße. „Oh… Schatz, es schneit!“ „Aber Papa, das weiß ich doch. Ich sitze im Taxi und bin auf dem Weg zum Flughafen…“ Rauschen. Piepen. Rauschen. „Jim bitteschön, wenn…“, nörgelte ihr Vater irgendwas – sein Versuch, sich die moralische Oberhand zurückzuerobern. „Was will … Flughafen?“ „Die Delegation von Mutter abholen…“ „Mutter?“ „Ach. Das ist eine lange Geschichte und nicht wichtig.“ „Kind ich… versteh… schlecht“ „Wichtig ist allein, dass Du sofort Anabel abholst. Und rufe bitte vorher die Kita an, dass es vielleicht etwas später wird. Tust Du das?“ „Ja klar – auf mich… verlassen!“ Franka rollte mit den Augen und biss sich auf die Zunge, damit ihr keine Bemerkung herausrutschte. Ihr Herz pochte heftig. „Bitte ruf mich an, sobald Ihr zu Hause seid. Ich habe mein Handy mit dabei.“ „Mach… meine Süße. … wird schon…. nervös wie Deine Mutter…“ „Tschuldige Jim, aber ich muss auflegen. Bin im Stress. Wir telefonieren. Ich hab Dich lieb!“

„Alleinerziehend?“ Der Taxifahrer, der fraglos alles mitbekommen und sich seinen Teil gedacht hatte, klang jetzt etwas milder. Franka ging nicht näher darauf ein, hatte er doch ziemlich genau ihren wunden Punkt getroffen. „Sie haben Recht, heute ist die reinste Hölle…“ „Nun mal halblang. Das war doch nur ein Schnack. Mach Dir mal kein Kummer, men Deern“, er schob seine Mütze etwas weiter nach vorne, um sich an der frei werdenden Stelle zu kratzen. „Ich hab´ fünf Kinder groß gezogen. Ich weiß, wovon ich rede.“ Dieses mal trafen sich ihre Blicke tatsächlich. „Wenn man alles richtig macht, dann bleibt am Ende mehr Schönes als Schlimmes“, versuchte er Franka aufzumuntern und lächelte sie über den Rückspiegel an. „Sie haben gut reden. Alles richtig machen. Das ist ja gerade das Problem“, seufzte Franka. Dann sah sie mit finsterer Miene nach draußen.

12:31 Uhr

Wieder stand der Wagen. Dieses mal an einer Kreuzung. Die Ampel war ausgefallen. Franka seufzte. „Kann ich kurz das Fenster öffnen?“ Ihr war durch das Gespräch mit ihrem Vater richtig warm geworden. Es war eines der älteren Fahrzeuge, bei dem man die Fenster noch mit einer Kurbel herunterkurbeln musste. Zuerst bewegte es sich keinen Zentimeter. „Mit Kraft!“ rief der Fahrer nach hinten. Franka legte sich ins Zeug und endlich gab es nach. Sie kurbelte das Fenster eine Handbreit auf. Sofort stoben die Schneeflocken herein, begleitet von eisig kalter Luft. Das tat gut. Franka nahm einen tiefen Zug und schaute dabei einer Flocke zu, die wie wild geworden vor ihrer Nase herumtanzte, um dann auf der Rückenlehne des Fahrers zu landen.

„Ich sag´s Ihnen noch mal: Mit dem Taxi dauert das ewig. Sie sollten die Bahn versuchen. Da vorne ist der Bahnhof Holstenstraße. Von dort fährt die S-Bahn. Das ist sicherer. Und das sage ich, obwohl ich jede Fahrt brauchen kann“, brummte der Fahrer. „Meinen Sie?“, Franka schaute zweifelnd in den Schnee hinaus und beobachtete zwei dick vermummte Gestalten, die sich ihren Weg bahnten. Dann kurbelte sie das Fenster wieder hoch. „Ja, mein Kind. Ich kann gleich hier halten und Sie laufen das Stück. Selbst das geht schneller“, er deutete mit einem dicken Zeigefinger nach draußen. „Also dann, wage ich es mal… danke vielmals“, Franka kramte in ihrer Tasche nach dem Geldbeutel. „Schon gut men Deern“, der Fahrer nahm das Geld und stellte die Quittung aus. Das Wechselgeld lehnte Franka ab: „Nein, das behalten Sie mal schön. Wir können´s verkraften.“ „Danke junge Dame!“ Einen Moment später stand sie neben dem Auto und bis zur Wade im Schnee.

„Na dann mal los…“, sagte sich Franka und wollte gerade in Richtung Bahnhof gehen, als eins der Handys herunterfiel. Und da sie nicht hingesehen hatte, brauchte sie eine ganze Weile, bis ihre Finger es im eisigen Schneehaufen ertastet hatten. „To-do Nummer 124 der Tagesordnung: Handy versenken? Abgehakt!“, schnaufte sie als sie keuchend losschlitterte.

12:36 Uhr

Der Bahnsteig war voller Menschen. Als die Bahn endlich einfuhr, drückte und schob die Menge Franka ins feucht-warme Abteil. Die rote Lampe leuchtete auf. Die Türen schlossen sich. Und ein guter Teil der Menge blieb murrend zurück… Endlich setzte sich die voll besetzte Bahn in Bewegung. Franka fuhr nicht so gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und wenn es so voll war wie jetzt schon mal gar nicht. Doch da musste sie durch. Ausgerechnet jetzt klingelte das nasse Firmen-Handy.

„Leslie Mingfei Schneider“ meldete das Display. „Endlich“, rief Franka. Einige Leute drehten sich nach ihr um und schauten vorwurfsvoll, doch darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen: „Leslie? Hallo?“ „Hallo Flanka.“ „Ich habe schon gehört, Sie sind krank.“ „Ich bin klank.“ „Ja Leslie, das tut mir leid. Deswegen ist es sehr nett von Ihnen, dass Sie mich anrufen. Ich hatte es schon probiert.“ „Flanka?“ „Ja?“ „Flanka?“ Oh je. Es rauschte wieder im Gerät… „Leslie. Ich fahre gerade zum Flughafen und hole die Delegation ab. Sie müssen mir helfen.“ Sie hörte, wie sich die Dolmetscherin erst einmal ausgiebig die Nase schnäuzte. „Wie bitte? Flanka?“ „Leslie, ich brauche dringend zwei Dinge. Erstens: Die genaue Ankunftszeit der Herren Cheng, Ni und Zhang. Wann kommen sie am Flughafen an? Sind sie pünktlich? Und: Wie lautet die Adresse des Hotels? Haben Sie verstanden?“ „Flughafen und Hotel! Augenblick, ich hole Notizen. Augenblick…“. Bevor Franka etwas erwidern konnte, war Leslie verschwunden.

Hauptbahnhof. Franka musste umsteigen. Wieder kämpfte sie sich durch die Menschenmassen und gelangte so gerade eben noch in die nächste Bahn am Bahnsteig gegenüber – das tropfende, kalte Handy wacker an ihr Ohr gepresst. „Flanka?“ „Ja, Leslie?“ „Die Maschine landet pünktlich um 12:45. In einel Minute.“ „Oh je. Ich brauche mindestens noch eine halbe Stunde… Können Sie bitte die Herren anrufen und sagen, dass ich sie abhole? Sie sollen einfach in der großen Halle warten. Machen Sie das?“ „Abel ich bin klank!“ „Das tut mir sehr leid, Leslie, aber es geht nicht anders. Wir brauchen Ihre Hilfe! Bitte, bitte schicken Sie mir die Handy-Nummern der Herren per E-Mail. Ich kann meine Mails mit dem Smartphone abrufen.“ „OK.“ „Und das Hotel?“ „Wie bitte?“ „Wo ist das Hotel der Herren?“

Ein junger Mann im Anzug kämpfte mit Franka um die Bodenhoheit. Er war ihr schon drei Mal auf die Füße getreten. Gleichzeitig versuchte er sie mit der Schulter ganz sanft beiseite zu drängen. Franka stemmte sich dagegen. Der Mann sah sie an und schnaubte: „Unmöglich. Passen sie doch auf, wo Sie sich hinstellen!“. Doch Franka ließ sich nicht beirren. „Das Hotel! Leslie.“ „Augenblick, ach ja… Das Hotel heißt, äh. Oh, jetzt habe ich die Schlift velwüscht. Hm. Ilgendwo an del Leepelbahn.“ „Was?!?“ „Leepelbahn!“ „Oh Leslie, ich hoffe, das ist nicht zu abenteuerlich für die Herren. Außerdem ist es ganz schön weit weg von der Redaktion. Vielleicht finden wir ja noch etwas, was dichter ist?“ „Wil?“ Leslie hustete und schnäuzte auffällig häufig. „Sie. Aber mal schauen. Erst mal versuche ich jetzt schnell zum Flughafen zu kommen. Vielen Dank Leslie. Ich melde mich.“

13:08 Uhr

Endlich fuhr Franka in die S-Bahnhaltestelle Hamburg Airport. Sie rannte nach draußen und lief so schnell sie konnte zu den Rolltreppen, die hinauf zu den Gates führten. Auf dem Weg fiel ihr ein, dass sie Leslie gar nicht nach dem Gate gefragt hatte. Aber so viel sie wusste, würde die Delegation beim Terminal 1 ankommen. Wenn Leslie angerufen hatte, dann würden die Herren in der großen Halle warten. Und so schwer sollte es nicht sein, sie zu finden. Peinlich nur, dass sie dort wohl schon rund zwanzig Minuten standen, ohne dass sich jemand um sie kümmerte. Und das im Land der Pünktlichkeit…

Franka war völlig außer Atem und total verschwitzt, als sie endlich in die Halle hetzte. Sie konnte die Drei nirgends finden. Ein Blick auf die Anzeigetafel – und sie traf fast der Schlag: Das Wetter hatte so manche Verwirrung in den Flugplan gebracht. Viele der Flüge waren gecancelt. Der Flug aus Schanghai stand nicht auf der Anzeigetafel – doch zeigten sie Privatjets hier an?

Franka sah eine Gruppe Asiaten. Doch das waren mindestens fünfzehn Personen… Plötzlich fiel ihr das Pappschild ein, auf dem in großen Buchstaben „MUQIN HAO“ stand. Darunter hatte sie, in Ermangelung einer besseren Idee, einen schnaubenden Stier gemalt. Sie zog es aus ihrer Tasche und streckte es in die Höhe.

13:12 Uhr

Das Telefon klingelte. Franka ergriff immer mehr die Panik. „Leslie!“, sie schrie fast in ihr Handy, so erleichtert war sie. „Hast Du sie erreicht?“ „Ja, sie sind in Telminal 2.“ „Terminal 2?“, Franka stieß einen tiefen Seufzer aus. Ohne noch weiter nachzudenken, stürmte sie aus der Halle und in den Gang hinein, der Terminal 1 mit Terminal 2 verband. Vorbei an den Shops mit Zeitschriften, Schuhen, Lederwaren und Souvenirs. Was man halt so braucht, wenn man auf Reisen ist. Immer wieder angerempelt von Menschen, die sich – wie sie – ihren Weg durch das Chaos bahnten. „Sind sie schon gelandet?“ „Ja, naltüllich. Sie walten Telminal 2.“ „Sie sind ein Schatz, Leslie. Können Sie bitte noch einen Augenblick in der Leitung bleiben, bis ich sie gefunden habe?“ „Abel ich bin klank.“ Leslie hörte sich wirklich nicht gerade glücklich an. „Aber Leslie, deswegen laufe ich ja auch hier für Sie gerade durch den Flughafen.“ Ein gutes Argument.

Noch ein paar Meter und Franka erreichte Terminal 2. Sie stürmte, ihr Pappschild wild über dem Kopf schwenkend, in die Halle und schon einen Moment später erkannte sie die Drei im Getümmel: Den dicken Herrn Cheng, den jungen Herrn Ni und den alten Herrn Zhang. Alle in schwarzen Anzügen, schwarze Rollkoffer neben sich stehend. „Leslie, könnten Sie die Herren bitte noch mal anrufen, damit ich mit ihnen reden kann?“ „Hellen sind schon in del Leitung. Die ganze Zeit!“ „Gut, können Sie ihnen sagen, dass ich eben in die Halle gelaufen komme. Ich trage einen dicken blauen Daunenmantel, eine braune Mütze und halte ein Pappschild in der Hand!“

Einer der Herren, der jüngste, telefonierte. Franka stellte sich vor die Drei und nickte ihnen freundlich lächelnd zu. Dann zeigte sie auf das Schild und tippte auf den Stier. Ohne eine Miene zu verziehen trat nun der Dünne auf sie zu. Aus seinem starren Blick ließ sich rein gar nichts ablesen. Sie ergriff die ausgestreckte Hand, schüttelte sie lächelnd und machte eine leichte Verbeugung. Dann flüsterte sie in das Handy, das sie noch immer am Ohr hielt: „Leslie. Sag ihm, dass sie mir folgen sollen. Ich bringe sie jetzt zum Hotel. Und bitte entschuldigen Sie mich noch mal – der Schneesturm.“ „Mach ich, Flanka.“ Franka hörte sie etwas zu dem Jungen sagen, dieser nickte heftig und schaute dann zu ihr herüber. Franka bedeutete den Dreien ihr zu folgen und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung.

13:28 Uhr

Franka und die Delegation erreichten den Taxistand. Auch hier hatte sich schon wieder eine große Traube von Menschen angesammelt. „Auch das noch!“ rief Franka. „Wie bitte?“ „Nichts Leslie. Bitte erkläre den Herren, dass wir jetzt auf ein Taxi warten müssen. Dieses wird sie dann ins Hotel bringen. Ach, haben sie noch ein anderes Hotel gefunden?“ Leslie Mingfei Schneider hustete. „Nein Flanka. Nicht geschafft…“ „Also gut, dann zur Reeperbahn. Wird schon klappen. Leslie?“ „Ja Flanka?“ „Du musst jetzt die Drei irgendwie beschäftigen, bis wir beim Hotel sind. Bitte!!“ Warum sich James wohl nicht meldet, dachte Franka. Kurz darauf piepte ihr Privat-Handy. Der Akku war fast leer.

Etwas später saßen sie im Taxi. Vorne, auf dem Beifahrersitz der dicke Herr Cheng, und hinten Franka mit dem alten Herrn Zhang und dem mit Leslie telefonierenden Herrn Ni. Was keine Freude war, denn gerade auf engstem Raum vermieden die Drei jeden Blickkontakt mit ihr. Doch hätte sie sie ins U-Bahn-Gedränge mitnehmen sollen? Die Situation war schon schlimm genug. Ein Glück, dass ihr Leslie half – auch wenn Franka keinen Schimmer hatte, was sie gerade mit Herrn Ni besprach.

In diesem Moment klingelte erst das Firmen-Handy: Manfred März. Dann – nur eine Millisekunde später – ging eine SMS auf ihrem Privat-Handy ein: „Stecke mit Bus fest. Nichts geht mehr. Kita besetzt. Jim“ Es war so ziemlich genau der Moment, in dem Franka der Mut verließ.

 

 

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